Konstruktion und Bau der Röhrenrechenmaschine Zuse Z22
Siehe Broschüren zu Konrad Zuse
Die Zuse Z22 Rechenmaschine ist der erste in Serie gebaute Rechner mit Vakuumröhren
in der Bundesrepublik Deutschland und ist vielleicht die wichtigste Rechenmaschine,
die nach dem Zweiten Weltkrieg ab 1955 für Hochschulen, Universitäten und wissenschaftliche
Institute konstruiert wurde. Prof. Wolfgang Giloi, TU-Berlin, sagte um 1995 einmal
während eines Vortrages: „Die Z22 führte die elektronische Datenverarbeitung in die
Deutschen Hochschulen, Universitäten und wissenschaftliche Institute ein“. Die erste
Z22-Rechenmaschine wurde im Februar 1958 an die TU-Berlin ausgeliefert.
Lorenz Hanewinkel (Bild rechts oben: ca. 2005; Rechts darunter: ca. 1956 vor einen
Oszillografen sitzend) gilt als der technische Konstrukteur der Röhrenrechenrechenmaschine
Z22 der Zuse KG. Als junger Physiker, gerade einmal 24 Jahre alt, bewarb sich Lorenz
Hanewinkel 1955 bei der Zuse KG in Neukirchen Kreis Hünfeld. Eingestellt wurde er
mit einem Monatsgehalt von 600,00 DM und seine Aufgabe war, eine Rechenmaschine basierend
auf Elektronenröhren zu entwerfen, zu bauen und zur Serienreife zu führen. Das war
eine echte Herausforderung für den jungen Physiker von der RWTH Aachen.
Die in 1949 gegründete Zuse KG baute um 1955 nur Relaisrechenmaschinen, wie z.B.
die M9 (bis 1953 für Remington Rand) und die Z11, und das nicht ohne Erfolg, denn
die Relaistechnik war zuverlässig. Mit der Relaisrechenmaschine Z11 verdiente die
kleine Computerfirma mit ca. 80 Mitarbeitern gutes Geld, aber die Konkurrenz „schlief
nicht“ und die IBM brachte ca. 1954 die Maschine IBM 650 auf den Markt. Dies war
eine schnelle Röhrenrechenmaschine mit einem Trommelspeicher und damit eine gefährliche
Konkurrenz für die Zuse-Relaismaschine Z11.
Die Zuse KG hatte um 1955 keinen Rechner mit Vakuumröhren zur Verfügung und Konrad
Zuse, als Inhaber der Zuse KG, hatte die schwere Entscheidung zu treffen, eine vollkommen
neue Rechenmaschine aus dem Stand heraus konstruieren lassen zu müssen. Erfahrungen
mit Röhrenschaltungen lagen kaum vor und auch Konrad Zuse hatte damit keinerlei Erfahrung.
Mit der Relaisrechenmaschine Z11 hätte die Zuse KG vielleicht noch bis 1957/58 relativ
gute Einnahmen erzielen können, aber dann wäre definitiv das Ende der Zuse KG da
gewesen. Konrad Zuse musste also klug und schnell handeln, was er auch tat.
Es war die Aufgabe von Lorenz Hanewinkel und seinem Team, ab 1955 die Röhrenmaschine
Z22 von der Technik her zu entwerfen und zur Serienreife zu entwickeln.
Die Maschine Z22-1 mit der Seriennummer 1, die 1958 im Februar an die TU-Berlin in
das Institut von Prof. Haack ausgeliefert wurde, steht heute im Konrad-Zuse-Museum
in Hünfeld.
In dieser Broschüre schildert Lorenz Hanewinkel die enormen Schwierigkeiten und Rückschläge,
die auftraten und überwunden werden mussten, um die Röhrenrechenmaschine Z22 zehn
Jahre nach Kriegende technisch zu entwerfen, zu realisieren und zur Serienreife zu
bringen.
Dem Leser der Broschüre soll hier vor Augen geführt werden, wie die vielleicht wichtigste
Rechenmaschine nach dem Zweiten Weltkrieg für Hochschulen, Universitäten und wissenschaftliche
Institute zu einem Verkaufspreis von ca. 180.000 DM konstruiert wurde.
Gewürdigt werden soll mit dieser Broschüre auch die Genialität von Lorenz Hanewinkel,
eine solche Rechenmaschine in knapp zwei Jahren von 1955-1957 unter den widrigsten
Umständen faktisch aus den „Stand“ gebaut zu haben.
Ich danke Herrn Lorenz Hanewinkel, dass er mir den Bericht seiner Arbeiten an der
Maschine Z22, Z22R und später auch teilweise an der Z23 zur Verfügung gestellt hat.
Horst Zuse, März 2009