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Rechner Z26


Die Rechenanlage  ZUSE  Z26

Ein „Hoffnungsträger“, der nie in Serie gebaut werden durfte.


Von Johann K. Hild und Robert Rohrbach



Aufbau der Z26


Der programmgesteuerte elektronische Digitalrechner ZUSE Z26 war eine binäre Parallelmaschine mit 24 Bit Wortlänge + 1 Bit Quersummenkontrolle und 1 Bit Satzkennzeichen.


Die Maschine bestand mechanisch aus mehreren Schränken in 19 Zoll Technik.


Die Elektronik war in TTL-Technik (Transistor-Transistor-Logic) aufgebaut.


In Steckrahmenkörben, die in den 19 Zoll Schränken eingebaut waren, wurden die Steckplatinen eingesetzt.


Die  Steckplatinen bestanden aus doppelseitigen Leiterbahnen, in durchkontaktierter Technik. Diese Platinen waren mit Bausteinen in TTL-Technik bestückt.


Die Taktfrequenz der Rechenanlage war mit ca. 5 MHz angegeben.


Der Speicherzykluszeit lag bei 1,75 µs und eine einfache Multiplikation war mit 6 µs  angegeben.


Durch den Aufbau der Zentraleinheit aus selbstständig und unabhängig arbeitenden Werken war es möglich, dem technischen Fortschritt auf den verschiedenen Gebieten der Computerentwicklung schrittweise zu folgen, und eine stetige Weiterentwicklung des ganzen Systems zu betreiben. Neue, größere und schnellere Speicher oder sehr schnelle Gleitkommarechenwerke  konnten z. B. im Zuge der weiteren Entwicklung der Technik ohne Änderung der System- oder Programmstruktur Verwendung finden.


Alle Programme konnten ohne Veränderung weiter eingesetzt werden. Für den Hersteller und seinen Kunden war dies eine Investition in die Zukunft.


Die Stromversorgung war elektronisch stabilisiert. Sie bestand aus mehreren Einschüben, welche in den 19 Zoll Schränken eingebaut waren.


Die Schränke waren in dunkelgrau, die Seitenwände in einem hellen grau lackiert.


Technische Hauptdaten


Technik:

Es wurden überwiegend Bausteine in TTL-Technik verwendet. Weiterhin diskrete Elemente, wie Transistoren, Dioden usw.

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Speicher:

Als Arbeitsspeicher wurden Magnetkernspeicherblöcke verwendet. Der Ausbau der Speichergröße lag bei 8 K bis 32 K-Worte je 26 Bit. Ein größerer Ausbau bis zu 8M-Worte war möglich.


Rechenwerk:  

Das Rechenwerk arbeitete in einem parallelen Modus und hatte eine Doppelwort-Arithmetik im Befehlsumfang.

Bedienungspult:

Es enthielt u. a. Tasten zum Starten von Programmen. Weitere  waren für Testzwecke angeordnet, etwa für Testroutinen bei Hardwarefehlern oder beim Austesten von Programmen.


Betriebssystem:

Ein modernes Betriebssystem, mit der Möglichkeit mehrere Programme gleichzeitig laufen lassen zu können.


Befehlsaufbau:

Ein-Adressbefehl,

maximal 128 verdrahtete Befehle und

maximal 128 Makrobefehle. Doppelwort-Arithmetik.


Sprachen:

Für höhere Programmiersprachen standen ein ALGOL 60 (Algorithmic Language) Compiler und ein FORTRAN IV-Compiler (Formula Translater)  zur Verfügung. Festpunktoperationen konnten mit einfacher und doppelter Genauigkeit (24 oder 48 Bits) durchgeführt werden. SESAM (Symbolisches Eingabe-System für Anweisungen bei Multiprogrammierung) erlaubte ein einfaches und zeitsparendes Programmieren.

                                 

Programmcode:

Die Compiler für ALGOL, FORTRAN und SESAM erzeugten Maschinenprogramme gleicher Struktur. Somit konnten alle Haupt- und Unterprogramme unabhängig von der Ausgangssprache zusammenarbeiten.


Bibliothek:

Eine umfangreiche und bewährte Programmbibliothek stand zur Verfügung.


Ein- und Ausgabemöglichkeiten



Eingabe:

Datensichtgeräte (waren geplant),

Schreibmaschine,

Lochstreifenleser mit 300 Zeichen/s,

Lochstreifenleser mit 1000 Zeichen/s,  

Lochkartenleser, 12.000 bis 60.000 Karten/h,

Magnetbandgeräte 1600 Bit pro Inch und 9 Spuren,

Magnettrommeln, 5ms Zugriff,

Magnetplattenspeicher, > 50 Mbyte,


Kontakteingaberegister 230 ms Zugriffszeit,


Datenerfassungsplätze


Ausgabe:  

Schreibmaschine 15 Zeichen/s,

Datensichtgeräte (waren geplant),

Lochstreifenstanzer mit 150 Zeichen/s,

Lochkartenstanzer, 6.000 Karten/h,

Zeilendrucker mit 18 Zeilen/s, je Zeile 120 - 160 Zeichen,

Magnetbandgeräte 1600 Bit pro Inch und 9 Spuren,

Magnettrommeln, 5 ms Zugriff,

Magnetplattenspeicher, > 50 MByte,

Digitalgesteuerter Zeichentisch ZUSE Z90 – DIN A1,

Kontaktausgaberegister

  

Einsatzmöglichkeiten


Anwendungen des Rechners:

· Bauwesen,

· Elektrotechnik

· Elektronik

· Nachrichtentechnik

· Maschinenbau

· Reaktortechnik

· Optik

· Vermessungswesen

· Bergbau

· Behörden

· Hochschulen


· Anwendungen mit sehr hohem Rechenzeitbedarf.


ZUSE Z26 mit Zeilendrucker, Bedienfeld und Magnetbandmaschinen


Der Weg vom Prototyp bis zur Messe in Hannover


Von dem Rechnersystem ZUSE Z26 wurde nur ein Prototyp gefertigt.


Auf der Deutschen Industriemesse im April 1968 in Hannover wurde die Maschine ZUSE Z26 voll funktionsfähig präsentiert. Das Interesse war bei den Besuchern recht groß.


Herstellungsort des Rechners war das Zuse-Werk in Bad Hersfeld. Die Serien Produktion sollte noch im Jahr 1968 beginnen.


Der verantwortliche Entwickler für das neue System ZUSE Z26 war Herr Dipl. Ing. Werum.


Herr Dipl. Ing. Wolf hatte das komplexe Peripheriewerk entwickelt und in das System integriert.  Mit diesem Werk konnte man alle bewährten Ein- und Ausgabegeräte, wie diese schon bei der ZUSE Z25 verwendet wurden, ohne Änderung an die Kanalstruktur der ZUSE Z26 anschließen.


Über das Peripheriewerk, mittels Programmunterbrechungssignale, war ein problemloser Datenaustausch mit dem Rechner ZUSE Z25 gewährleistet.


Verantwortlicher Prüfingenieur des Prototypenprüffeldes der ZUSE Z26 war Herr von Knorre und sein Mitarbeiter Herr Johann K. Hild.


Das System ZUSE Z26 kam nie zur Auslieferung an Kunden, da inzwischen die Firma SIEMENS bei Zuse das Sagen hatte.  


Es gibt leider kein Originalmodell mehr  des Rechners ZUSE Z26.


Der Prototyp und alle wichtigen Unterlagen wurden auf Veranlassung der Firma SIEMENS AG. vernichtet.

Anmerkungen eines Kunden


Das Rechenzentrum des Forschungsinstitutes der DEUTSCHEN BUNDESPOST (DBP) in Darmstadt betrieb seit 1962 eine ZUSE Z23 V mit 8K-Worten Zusatzkernspeicher. Der Rechenzeitbedarf konnte 1968 schon lange nicht mehr abgedeckt werden. Simulationen in der theoretischen Nachrichtentechnik forderten immer mehr Rechenkapazität. Das System ZUSE Z26 wäre die optimale Maschine für die Anwendungen im RZ des Forschungsinstitutes gewesen.


Die Rechengeschwindigkeit gegenüber der vorhandenen ZUSE Z23 V und der geplanten ZUSE Z26 war laut Angaben von Herrn Dipl. Math. Otto Suppes, Chefmathematiker der ZUSE KG., der Faktor  > 60 gewesen.


Eine Leistungssteigerung der ZUSE Z26 um den Faktor > 4 war ein Gleitpunktrechenwerk (GPRW). Dieses Gleitpunktrechenwerk war ein 19 Zoll Einschub, welcher in das System eingebunden werden konnte. Das GPRW war eine bewährte Entwicklung von der Firma E. Färber aus München. Auch für die Softwareanpassung zum Betriebssystem waren, laut Herrn Dipl. Math. Otto Suppes, nur wenige kleine Eingriffe nötig. Der Kaufpreis für das Gleitpunktrechenwerk wurde von der Firma ZUSE KG. mit 89.000,00 DM (45.000,00 €) angegeben.


Damit der Rechner ZUSE Z26 schnell im Rechenzentrum des Forschungsinstitutes der DBP in Darmstadt in Betrieb genommen werden konnte, wurde zwischen der Deutschen Bundespost und der Firma ZUSE KG in Bad Hersfeld ein Vorvertrag (Absichtserklärung) abgeschlossen. Die Kaufsumme für das System ZUSE Z26 mit einer umfangreichen Peripherie, war mit 1,6 Millionen DM  (800.000,00 €) im Kaufvertrag  angegeben.

Eine Auslieferung der Anlage kam nicht zustande. Da die Firma Siemens inzwischen Besitzer der ZUSE KG war, wurde von Professor Dr. Heinz Gumin, Chef der IT-Abteilung bei Siemens, entschieden, dass der Rechner ZUSE Z26 nicht in eine Serienproduktion gehen durfte.

Konrad Zuse schreibt in seinem Buch „Der Computer mein Lebenswerk“ auf der Seite 193 unter anderem folgendes: „Aus diesem Grunde mußte auch eine sehr aussichtsreiche Entwicklung, das Gerät Z26, eine schnelle und sehr bewegliche Kurzwortmaschine, fallengelassen werden“.


Der Vorvertrag zwischen der DBP und der Firma ZUSE KG wurde nach 1979 aus dem Dokumentenarchiv der DBP vernichtet.


Die Firma Siemens AG. hatte im Jahr 1968 zur ZUSE Z26 kein vergleichbares System anzubieten.


„Wer das Geld hat - hat auch das Sagen“, so lautet ein bekannter Spruch.


Das Forschungsinstitut der DBP in Darmstadt hat dann 1969 und 1972 zwei Telefunken TR86 mit umfangreicher Peripherie gekauft. Das Betriebssystem BESY70 und der ALGOL60 Compiler wurden im Telefunkenwerk in Konstanz von früheren ZUSE-Mitarbeitern („Zuseanern“) erstellt.



R.  Rohrbach war von 1962 bis 1997

Leiter des Rechenzentrums im

Forschungsinstitut der DBP.

(heute Telekom AG)


08.  September  2010



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Rechenanlage Z26, ca. 1964.
Z31.

Robert Rohrbach und Johann K. Hild .